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Nachricht von Dad

Roman

Erschienen am 11.08.2008
8,95 €
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783442464609
Sprache: Deutsch
Umfang: 335 S.
Format (T/L/B): 2.2 x 18.7 x 11.8 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Ein kleiner Junge auf Hamlets Spuren - bewegend, komisch, herzerwärmend! Philip Noble hat mit seinen gerade erst elf Jahren mehr Probleme, als ihm lieb sind. Sein Vater verunglückte tödlich bei einem Autounfall, und seine Mutter lässt sich auf die Annäherungsversuche seines Onkels ein. Als ihm dann noch der Geist seines Vaters erscheint und ihm erklärt, dass er ermordet wurde, weiß Philip nicht mehr, was er glauben soll. Ausgerechnet sein Onkel soll den Mord begangen haben, und sein Vater will, dass Philip ihn rächt. Soll er oder soll er nicht?

Leseprobe

Wie ich Dad das erste Mal nach seinem Tod sah Ich ging den Flur hinunter und stieß die Tür auf und trat in den Rauch und alle verstummten, als ob ich der Geist wäre. Carla die Barfrau trug ihre runden Ohrringe und ihre müden Augen. Sie schenkte Bier ein und lächelte mir zu und wollte etwas sagen, aber da floss das Bier über. Onkel Alan, der Dads Bruder ist, trug den Anzug, der ihm zu eng war, und sein Hals wölbte sich über den Kragen wie der Schaum über dem Bierglas. Seine großen Hände waren noch leckig vom Reparieren der Autos in seiner Werkstatt und sie lagen auf Mums Händen und Mum hatte den Kopf gesenkt, als ob sie traurig wäre, und Onkel Alan senkte auch den Kopf und hob Mums Kopf mit den Augen hoch. Er redete auf Mum ein und sah mich eine Sekunde lang an. Er schaute mich an, sagte aber nichts. Er wandte sich nur wieder Mum zu und Worte purzelten aus seinem Mund, die sie Dad vergessen ließen. Oma mit ihren silbernen Krücken auf dem Stuhl neben ihr saß abseits und trank Saft, der rot war wie Blut. Als sie mich entdeckte, kniff sie die Augen zusammen und ihr Gesicht sah noch faltiger aus. Ihre knochige Hand sagte Komm her komm her, also ging ich hin und setzte mich zu ihr und sie starrte mich zuerst nur an, ohne etwas zu sagen. Sie blickte alle der Reihe nach an und machte Ssssss wegen ihrer Schmerzen, als ob sie etwas gestochen hätte. Nach einer Weile sagte sie Ist ja gut, Kleiner. Alles wird wieder gut. Oma wohnt in Sunderland und sie spricht Sunderländisch. Mum wohnte früher auch in Sunderland, aber sie hasst es und sagt, es ist eine Geisterstadt, und nur wenn sie sich mit Oma unterhält, spricht sie ein klein wenig Sunderländisch, aber meistens spricht sie ganz normal. Oma sagte Jetzt bist du kein kleiner Hüpfer mehr mein Sohn. Jetzt bist du der Mann im Haus. Ich bin elf, also bin ich kein kleiner Hüpfer und ich bin auch kein Mann, aber ich sagte nichts, nickte nur ein bisschen mit dem Kopf und dann kam Carla mit einem Glas Pepsi. Carla sagte mit ihrer krächzigen Froschstimme Da hast du ein Glas Pepsi, Süßer. Sie stellte es auf den Tisch und lächelte mich mit ihren schmalen Lippen an und kratzte sich an einer trockenen Stelle am Arm und lächelte dann Oma an und ging zurück zur Theke. Oma redete weiter und ich trank einfach meine Pepsi und sah die anderen Leute an. Ich glaube, die meisten waren froh, dass der Pub geöffnet hatte, und sie unterhielten sich lauter als bei der Beerdigung, weil Beerdigungen leise machen und Bier laut macht, also unterhielten sie sich jetzt fast normal. Die Stammgäste wie Big Vic und Les standen an der Theke und rauchten Hamlet-Zigarren und redeten mit Carla. Carla redete ständig mit Männern, seit sie geschieden ist und seit sie nicht mehr dauernd hinfällt und sich blaue Flecken holt. Mum hat immer zu Dad gesagt, dass sie Carla zwar für ein altes Flittchen hält, sie aber trotzdem richtig gernhat. Ich weiß nicht, ob Carla älter ist als Mum, weil sie nämlich Zwillinge in meiner Jahrgangsstufe an der Schule hat, aber sie sieht älter aus als Mum. Les sah nicht glücklich aus, aber Les sieht nie glücklich aus und darum hat Dad ihn immer Les Miserable genannt. Und als ich zu ihm und Big Vic hinüberschaute, sah Big Vic zu mir und normalerweise lächelt er, wenn er mich sieht, oder sagt was Lustiges wie He, Philip, die Runde geht auf dich. Aber an diesem Tag sah er ganz schnell weg, als wir uns ansahen, als ob es gefährlich wäre, mir in die Augen zu blicken, oder als ob es ihn krank machen -würde oder als ob meine Augen Laserstrahlen wären, die ihn in der Mitte halbieren könnten. Ich sah auch weg und beobachtete Mum und Onkel Alan und ich wollte, dass Onkel Alans Hände aufhörten, Mums Hände zu halten und sie hörten auch auf, als Renuka hinging und mit Mum sprach. Renuka ist Mums beste Freundin und geht mit ihr montags und donnerstags zum Step-Unterricht, wo sie eine Stunde lang auf Podeste treten, um ihren Hintern kleiner zu machen. Renuka war diese Woche oft bei Mum und sie hat 700 T Leseprobe