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Sehr erfreut, meine Bekanntschaft zu machen

Erschienen am 07.09.2004
Auch erhältlich als:
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783442545742
Sprache: Deutsch
Umfang: 224 S.
Format (T/L/B): 2.3 x 20.6 x 13.2 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Was ist aufregender als ein ganz normales Leben? Was ist verstörender als die Liebe? "Steve Martins Prosa ist fast Zen-artig, und sein Blick ist wunderbar entlarvend." New York Post "Schreiben? Steve Martin kann''s!" Frankfurter Neue Presse "Steve Martins Sinn für Komik ist einzigartig!" New York Times Book Review

Autorenportrait

Steve Martin ist Vegetarier, kleidet sich vorwiegend in dandyhaftes Weiß und tritt am liebsten in der Pose des Predigers auf. Heute ist der Star aus Filmen wie "Roxanne", "L. A. Story", "Der Vater der Braut" und zuletzt der Neuverfilmung von "Im Dutzend billiger" weltberühmt. Nur wenige wissen, dass der 55jährige Schauspieler aus Waco/Texas eine glänzende Karriere als Stand-up-Comedian in den besten Clubs von Los Angeles hinter sich hatte, bevor er zum Film kam. Wegen seiner grandiosen Sketche wurde er 2000 sogar mit dem "Lifetime Achievement Award in Comedy" bei den "American Comedy Awards" ausgezeichnet. Die Verfilmung seines ersten Romans "Shopgirl" kommt demnächst in die deutschen Kinos.

Leseprobe

Angefangen hat alles mit einem Tippfehler. Ohne diesen Tippfehler wäre ich nie auf solche Gedanken gekommen - weil ich die Zeit gar nicht gehabt hätte. Ich wäre viel zu sehr mit meinen neuen Freunden beschäftigt gewesen, die ich bei Mensa kennen lernen wollte, der Internationalen Gesellschaft der Genies. Ich hatte den IQ-Test bei ihnen gemacht, aber als ich mein Ergebnis bekam, fehlte eine Zahl. Wo war die 1, die vor der 90 hätte stehen sollen? Um volle 50 Punkte verfehlte ich die Kategorie 'Genie' - kaum genug, um bei dem Verein die Bleistifte anzuspitzen. Mein Antrag auf Mitgliedschaft wurde also abgelehnt, und vor mir lag ein hoffnungsloser Papierkrieg, um diesen Irrtum zu korrigieren. Wegen dieses Tippfehlers musste ich meine Pläne ändern und hatte freie Stunden, mit denen ich nicht gerechnet hatte. Viele davon verbrachte ich an meinem Fenster zur Straße. Ein schöner Ausblick: Ich kann den Pazifik sehen, auch wenn ich mich dazu ganz schön weit hinauslehnen muss, also eigentlich bis ich fast vornüber falle. Auf der anderen Straßenseite reihen sich mehrere Wohnanlagen mit exotischen Namen aneinander - Quelle einer nicht endenden Abfolge von Bildern des menschlichen Lebens. Mein Haus heißt "Chrysanthemum" und beherbergt vor allem junge Leute, die zwar nicht den Eindruck machen, als seien sie arbeitslos, es jedoch sind. Leute in den Vierzigern scheinen Rose Crest zu bevorzugen. Paare mit erwachsenen Kindern zieht es nach Tudor Gardens, und die Alten sammeln sich in Ocean Point. Das heißt, man kann sein ganzes Leben hier verbringen, ohne aus dem Viertel wegzuziehen. Neulich habe ich Elizabeth gesehen. Welch eine Augenweide! Sie hat mich allerdings nicht gesehen - weil sie mich gar nicht kennt. Aber gab es nicht auch eine Zeit, in der sich Liz Taylor und Richard Burton noch nicht begegnet waren? Das muss doch nicht heißen, dass sie nicht damals schon ineinander verliebt waren - an einem metaphysischen Ort. Elizabeth hämmerte gerade ein Schild mit der Aufschrift ZU VERMIETEN in die Blumenrabatte vor "Rose Crest". Direkt unter ihrem Namen, Elizabeth Warner, stand eine Telefonnummer. Ich schrieb die Nummer auf und ging zur Tankstelle, um sie anzurufen, doch als mich die Stimme auf dem Anrufbeantworter aufforderte, wer weiß wie viele Knöpfe zu drücken, ließ ich es sein. Nicht, dass ich es nicht geschafft hätte, ich wollte es einfach nicht zu kompliziert machen. Einmal winkte ich Elizabeth von meinem Fenster aus zu, aber vielleicht gab es Reflexe auf der Scheibe oder irgendetwas, jedenfalls reagierte sie nicht. Am nächsten Tag ging ich zur gleichen Zeit raus und versuchte, in meine Wohnung zu schauen. Tatsächlich war nichts zu sehen - obwohl ich eine Stehlampe ans Fenster gestellt und ihr eines meiner Hemden übergezogen hatte. Ich gelangte auf die andere Straßenseite, weil ein paar Meter von meiner Wohnung entfernt zwei abgesenkte Einfahrten einander gegenüberliegen. Es ist für mich schwierig, ehrlich gesagt, unmöglich, die Straße an Ecken zu überqueren. Die Symmetrie zweier abgesenkter Einfahrten, die einander gegenüberliegen, kommt mir entgegen. Ich sehe, wie andere Leute die Straße an der Bordsteinkante überqueren, und verstehe nicht, wie sie das schaffen. Ist eine Bordsteinkante nicht abstoßend? Eine unsinnige Erhöhung, die sich zwischen Straße und Fußweg drängt? Fußgängerübergänge sind absolut vernünftig, aber so, zwischen zwei Furcht einflößenden Bordsteinkanten, könnten sie genauso gut auf dem Grund des Marianengrabens liegen. Wer hat sich das einfallen lassen? Ein Verrückter wie Daffy Duck? Jetzt denken Sie wahrscheinlich, ich bin entweder begnadet oder stehe unter Mordverdacht. Warum nicht beides? Jetzt mal im Ernst, ich stehe tatsächlich unter Mordverdacht, allerdings ganz entspannt und definitiv unschuldig. Ich wurde zwar ziemlich bald entlastet, aber verdächtig bin ich immer noch. Blicken Sie nicht mehr durch? Ich erkläre es Ihnen. Vor acht Monaten wurde mein Nachbar von unten, Bob, der Elek ...