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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783453470866
Sprache: Deutsch
Umfang: 512 S.
Format (T/L/B): 3.4 x 18.8 x 12 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Der neue große Roman von Gisbert Haefs, dem herausragenden Erzähler der antiken Welt Das Ende der römischen Republik steht bevor. Inmitten der blutigen Wirren wird der Krieger Quintus Aurelius von Cicero und anderen Politikern gezwungen, Gaius Julius Caesar auszuspionieren. Wie kann dieser Machtbesessene gestoppt werden - oder sollte man es gar nicht versuchen? Gisbert Haefs versteht es mit seinen Erfolgsromanen auf virtuose Weise, die Antike faszinierend lebendig werden zu lassen.Im Winter 53/52 v. Chr. nimmt das Ende der römischen Republik seinen Anfang. Während sich die Senatsaristokratie immer mehr vom Volk entfernt, bestimmen Bandenkämpfe und politische Morde das tägliche Leben Roms. In Gallien wird Gaius Julius Caesar mit jedem Beutezug reicher und damit mächtiger - zu mächtig in den Augen des Senats. Cicero und andere römische Politiker zwingen den ehemaligen Krieger Quintus Aurelius mit unsauberen Mitteln, sich als Feldkoch Caesars zu verdingen und ihn für den Senat auszuspionieren. Immer wieder trifft er dabei in Rom, in Gallien, in Ägypten auf die hinreißende Kalypso, eine ebenso gebildete wie gerissene Hetäre, mit der ihn bald eine bittersüße Liebschaft verbindet. Und während sich die römischen Machtkämpfe ihrem Höhepunkt nähern, fragen sich Kalypso und Aurelius immer mehr: Was sind wirklich Caesars Ziele? Und ganz gleich, wie sie aussehen mögen - wäre nicht alles andere besser als eine Verlängerung des blutigen Todeskampfes der verrotteten Republik?

Autorenportrait

Gisbert Haefs, 1950 in Wachtendonk am Niederrhein geboren, lebt und schreibt in Bonn. Als Übersetzer und Herausgeber ist er unter anderem für die neuen Werkausgaben von Ambrose Bierce, Rudyard Kipling, Jorge Luis Borges und zuletzt Bob Dylan zuständig. Zu schriftstellerischem Ruhm gelangte er nicht nur durch seine Kriminalromane, sondern auch durch seine farbenprächtigen historischen Werke Hannibal, Alexander und Troja. Im Heyne Verlag erschienen zuletzt Caesar, Die Mörder von Karthago und Die Dirnen von Karthago.

Leseprobe

I. TUSCULANISCHE GESCHÄFTE Morgens hatte Quintus Aurelius einen Blick ins Freie getan, aber mehr als einen Blick war die äußere Welt an diesem Tag nicht wert. Es war kalt, und kein Wind ging, der die dicke graue Wolkendecke schütteln oder zurückschlagen konnte. Nicht kalt genug für Schnee; wenn es den Göttern gefiel, würde sich der Himmel allenfalls eines kalten Rieselns entäußern. Die Höhen der Albaner Berge waren nicht zu sehen; die Straße nach Tusculum und weiter nach Rom, sonst ein schmales Band in der Ferne, war zu einer Mutmaßung geschwunden. Ihm stand der Sinn jedoch nicht nach Mutmaßungen. Bei solchem Wetter schmerzten einige der alten Wunden, und im Contubernium gab es diesseits von Mutmaßungen viel zu tun. Die anderen waren bei den Tieren, auf den Feldern, im Stall. Sasila hatte den Hühnern einige Hände voll Körner und Quintus ein Lächeln zugeworfen. Später hörte er sie mit einigen der anderen Frauen im Obergeschoß reden, dann singen. Im Speiseraum stank es nach Essensresten und verschüttetem Wein. Aurelius nahm den lederbespannten Laden aus einer Fensteröffnung, um Licht und Luft einzulassen. 'Gib mir die Nacht und behalte den Tag. Dein sei die Rose, mir laß die Dornen.' Der ausgezehrte Dichter starrte ihn an, rote Augen in einem bleichen Gesicht; dann ließ er sich wieder auf die Bank sinken. Erstaunlich, daß dieses schwarze Schaf so früh und so betrunken schon metrisch blöken konnte. Aurelius hob die Schultern. Lüften konnte er auch später. Nachdem er den Laden wieder eingesetzt hatte, ging er vorsichtig durch die Finsternis des Speiseraums zur Küche. Im großen gemauerten Herd gab es noch einen Rest Glut. Asche entfernen, das Feuer wieder anfachen, Speisereste von den gestapelten Eßbrettern kratzen, den Bodensatz aus Bechern und Krügen schütten, spülen, räumen. Hin und wieder hörte er den Dichter nebenan husten. Viel später, als Aurelius eben begonnen hatte, Fleisch in schmale Streifen zu schneiden, um es in den Topf mit siedendem Wasser zu werfen, erschien Sasila. Sie mußte von oben über die Außentreppe hinter dem Haus gekommen sein und bückte sich nach dem Korb mit Abfällen. Sie war schlank, aber dabei kräftig, und schien keine Mühe mit der Bürde zu haben. 'Laß mich tragen', sagte sie. 'Deine Hinkung schaukelhaft.' 'Halb so schaukelhaft wie deine kantabrische Zunge.' Sie rümpfte die leicht gebogene Nase. 'Sei so. Aber kantabrische Augen gut. Edel Besuch unterwegs.' 'Besuch? So früh?' 'Zwei Sänfte. Zweimal sechs Träger. Und Diener.' Sie verschwand mit den Abfällen und schob mit der Ferse die Tür zu. Aurelius überlegte, welche edlen Herren so früh den Wunsch haben mochten, das Contubernium aufzusuchen. Eigentlich hatte er in den letzten Tagen mehr hochmögende Römer gesehen, als er in einem Jahr ertragen konnte. Man hatte ihn gemietet, um in einem weitläufigen Anwesen außerhalb von Tusculum zu kochen. Mehr Gäste als vorgesehen, edlere Gäste als erwartet, ein plötzlich erkrankter Koch, die üblichen Zufälligkeiten. Er war gut bezahlt worden und hatte sich Mühe gegeben, hatte mit den verfügbaren Wachteln, Buchen, Barben, Keilern, allerlei eingelegten Gemüsen, minderwertiger Fischtunke und den sonstigen Zutaten gezaubert. Der Herr des Hauses, ein Senator, hatte es dem Verwalter überlassen, zu danken und zu zahlen, und unter all den Gästen hatte nur eine einzige Frau ihm gesagt, es sei köstlich gewesen und sie habe es genossen. Eine edle Römerin Mitte vierzig, mit feinen Zügen, sprühenden Augen und wunderbarer Haut, die keine Schminke brauchte. Erst später hatte er erfahren, daß es sich um Servilia handelte: Halbschwester des großen Marcus Porcius Cato, zweifache Witwe eines Volkstribunen und eines Konsuls, Mutter dreier Töchter und des derzeitigen Quästors von Kilikien, Marcus Iunius Brutus. Und Geliebte Caesars. Vermutlich die Edelste unter den Anwesenden. Edel genug jedenfalls, um freundlich mit einem bloßen Koch und ehemaligen Soldaten zu reden. Als wäre er ein Mensch. Wer auch immer sich jetzt de